Sonntag, 11. Juli 2010

Neandertal-Museum und Groß-Elektro-Markt

Im Juli 99 war ich an kurz aufeinanderfolgenden Tagen in einem sehr großen Elektronikhandel (Media-Markt, Mülheim) auf der Suche nach einem PC und bald danach im Neandertal-Neanderthal-Museum ... und hatte anschließend, wie mir schien, allen Grund, mich einmal gedanklich mit dem Thema der "Globalisierung" auseinanderzusetzen.

Sie als Leser/in haben natürlich das Recht zu fragen, warum ich für mich zwischen dem Museum und dem Laden Parallelen gezogen habe und warum mich beide Erlebnisse so beeindruckt haben!

Zur Erklärung „Elektronik-Supermarkt“: Den Media-Markt kenne ich aus der Zeit meiner PC- und Software-Einkäufe; groß war der Laden immer und das Angebot schien mir eigentlich schon immer „flächendeckend“.

Allerdings, die Angebots-Vielfalt deutscher und ausländischer Produkte, die ich damals im Juli 99 vorfand, war einfach enorm!

Es war einfach alles da vom Pfennigartikel über das Weckradio für 20,-- bis 30,-- DM, es gab Elektrogeräte jeder Art, auch PC´s und Software in jeder Qualität und Preislage, da standen Fernseher aller Formate bis hin zum Heimkino-Format für 30.000,-- DM.

Ich stand in der großen Halle und glaubte nachempfinden zu können, wie damals kurz nach der Wende der „Ossi“ (Pardon!) das Angebot der Supermärkte und Baumärkte empfunden haben mag.

Da stand ich in der Mitte der Halle und staunte einfach nur ...

Das zweite Mal machte ich mir über die permanenten Veränderungen bei Mensch und Gesellschaft Gedanken, als ich im hochmodernen, ganz und gar nicht verstaubten Neandertal-Museum war.

Beim Betrachten der Exponate, Modelle etc. dieses alles andere als langweiligen Multi-Media-Museums kann man ein Gespür dafür entwickeln, in welch (für die Menschheitsgeschichte) kurzen raschen Schritten sich die Menschheit entwickelt hat und wie es zur Bevölkerungsexplosion kam und wie die Menschen damit umgingen, im Laufe der Jahrtausende immer mehr aufeinander zugehen, zusammenrücken zu müssen.

In Anbetracht der immer schnellerer Veränderungen unserer (Er-) Lebenswelt, frappierender Fortschritte in Forschung und Wissenschaft, unvorstellbarer neuer technischer Möglichkeiten und ihrer überstürzenden Wirkungen auf die Arbeitswelt und die immens gewachsenen Arbeitsmärkte hat sich ein Begriff wie ein Schlüssel zum Verständnis aller Zusammenhänge eingenistet: der Begriff "Globalisierung".

Dieser Begriff wird quasi als Entschuldigung und Erklärung verwendet, wenn betriebliche Entlassungen zu begründen sind.

Aber auch, wenn über neue Kapitalgruppen berichtet wird, die gewissermaßen von einem Tag auf den anderen immense Reichtümer anhäufen, dient der Begriff "Globalisierung" als Erklärung für die fragwürdigen Machenschaften der Manager und Kapitalverwalter.

So dient der Begriff jedem: dem Pessimisten wie dem Optimisten als Interpretation für die damaligen (1999)und die aktuellen (2010) (Arbeits-)Marktverhältnisse.

Dem einen gilt der Begriff als Umschreibung für eine bedenkliche Entwicklung, dem anderen als Ausdruck einer heilsbringenden Zeiterscheinung.

Eigentlich aber gibt es - wieder einmal (siehe Neandertal-Museum) - nix Neues zu berichten, - außer, daß - wie schon seit Urzeiten - die wissenschaftlich-technische Entwicklung sich fortlaufend schneller und schneller entwickelt, das Menschenkind aber sich in seinen körperlichen und psychischen Eigenschaften und Bedürfnissen sich langsam und nur in Aber-Jahrtausenden verändert.

Im Juli 99, anläßlich eines Besuches im Neandertal-Museum, ging mir Folgendes durch den Kopf: Seit dokumentiertem Menschengedenken hat der Mensch versucht, seine Herrschaft über den Raum, der ihn umgibt, zu erweitern.

Das ging gewissermaßen wie im Neandertal-Museum zu sehen ist, vom Fußlappen um die Beine zur Sandale am Fuß und zum Sattel auf dem Pferd; vom Karrenrad zum internationalen Superjet; vom Megaphon zum Internet.

Heute wird die Erde nicht wie früher im Jules-Verne-Roman in 80 Tagen umrundet, nein, heute sind es wenige Sekunden am Handy, Fax oder Video-Telefon oder Standleitung, die es uns erlauben, faktisch zeitgleich überall zu sein.

Der Frankfurter Börsenhändler hatte 1999 schon innerhalb 21 Sekunden die Ausführung seiner Order aus New York zurück.

Diese Entwicklung während der letzten 50 - 100 Jahre war wirklich rapide. Aber es war eben nichts wirklich grundsätzlich anderes als der Fortschritt, den frühere Generationen mit Eisenbahn, Auto, Flugzeug und Telefon erfuhren. Als die ersten Lokomotiven über 30 km/h fuhren, meldeten die ersten Wissenschaftler Bedenken für die Gesundheit an; um die Jahrhundertwende wollte der Leiter des französischen Patentamtes seinen Posten aufgeben, weil nach seiner Meinung alles erfunden worden war.

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