Ja, das Tempo der Entwicklungen war eigentlich schon immer immens ...
Ein Unterschied ergibt sich allerdings ganz klar: Wenn es früher um einige wenige Menschen und Konsumgüter ging, so geht es heute, in einer Ära fast unbegrenzter Transportresourcen, um ganze Gesellschaften und fast alle unsere Wirtschafts- und Konsumgüter.
Alles ist von überall her verfügbar.
Fremde Kulturen sind in unsere Nähe gerückt ... es leben heute gewissermaßen Steinzeitmenschen nur noch in Stundenentfernung von den Bewohnern der Wolkenkratzer.
Es ist die wissenschaftlich-technische Entwicklung, die unser Leben so grundsätzlich verändert. Und die "Globalisierung", (welchen ein freundliches Wort für die nahe und doch so ferne Nachbarschaft aller Menschen auf dieser Erde)ihrer Kulturen und Unternehmen, ist nur die Folge.
Es ist nun diese neue Nachbarschaft, die wir als unerwartete Konkurrenz und oft auch als fremde Bedrohung empfinden.
Nur, wir müssen wissen: Globalisierung ist nicht die Folge irgendwelcher Einzelentscheidungen mächtiger Menschen in Politik oder Wirtschaft.
Globalisierung war die unvermeidliche Folge unseres menschlichen Strebens, unserer (Neu-)Gier, unseres Erkenntnisdrangs, aber auch unseres Wettbewerbstriebes und Machthungers. Menschen, die wir sind und bleiben trotz aller Technik, haben den Weg gemeinsam eingeschlagen, es ist ein gemeinsamer ,,Prozeß der Zivilisation“. Niemand wird sich verstecken können.
Während wir einerseits diesen Weg in die große Welt des Handels und des Kapitals gingen, haben wir uns andererseits zugleich in einer viel kleineren häuslich eingerichtet: In den Familien, in den Gemeinden, der Region eines Landes und schließlich in einem Nationalstaat.
Hier, in diesen kleineren Räumen, haben wir uns ein ausgeklügeltes System von Regeln geschaffen, das dem einen seine Freiheit, dem anderen aber auch Schutz gegen Übergriffe der Mächtigeren garantieren soll.
Und nun prallen sie zusammen: die große Welt der weitgehend computergesteuerten Weltmärkte, die wir global und durch manipulative Kapitalorders in Sekundenschnelle steigern können, und unsere kleinere nationale Ordnung der Arbeitsmärkte des Umweltschutzes, der Altersversorgung, der heimischen Sprache und Kultur.
Wie weit werden wir bereit sein, uns "einfärben" zu lassen?
Es gibt keinen Schutz gegen die zusammenwachsende Welt bzw. gegen die Globalisierung.
Und wo unsere heimische Ordnung mit den neuen Kräften zusammenstößt, müssen wir deswegen lernen, damit umzugehen, oft uns auch anzupassen, wie auch unsere Vorväter, als die Eisenbahnen und die Flugzeuge und die Dampfschiffahrt kamen.
Die Abwehr wird nicht funktionieren.
Einlassen allerdings werden wir uns am besten können, wenn wir lernen, wie ein guter Schachspieler beweglich und schnell auf Felderfarben, Finten, Linienwirkung und Kraftpunkte zu antworten.
Die Politiker und große Teile unserer "Manager", Wirtschaftsführer und Groß-Kapitalisten haben sich als schlechte Schachspieler erwiesen.
Aber diese „Spielstärke“ und Beweglichkeit müssen alle lernen: der einzelne, die Unternehmen, die Kommune, und der Staat.
Dabei muß nicht ein jeder zu jedermanns Konkurrent werden. Auch die globalisierte Welt wird ihre Behausungen und nachbarschaftliche Nähe brauchen.
Und sie zu bewahren ist die schwere Aufgabe. Aber die neue Welt wird anders sein, mit mehr Verantwortung für jeden von uns.
Wie erklären uns die ratlosen Politiker doch immer so schön:
Eigenverantwortung und Eigeninitiative sind zu unerläßlichen Stärken für die nächste Zukunft geworden.
Eigenverantwortung und Eigeninitiative lernen und sie in unserer Gesellschaft zu organisieren, ist zu unserer wichtigsten gesellschaftspolitischen Aufgabe geworden.
Irgendwie klingt das, als wenn wir allein gelassen werden sollen, oder?
Ein hoher Anspruch, der da an die verwöhnte Event- und Fernseh-Gesellschaft gestellt wird ...
CARPE DIEM!
(aus 1999)
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